Axel Kiehne
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(li.) 1,5er-Stack So steht er in unserem Proberaum von King Leoric... sieht “mächtig” aus, klingt auch so, allerdings der jeweiligen Live-Situation angepasst. Aber schön der Reihe nach...
(oben) Topteil Marshall JMD50 Herzstück des Ganzen ist dieses Hybrid-Topteil der amerikanischen Traditionsmarke. Es bietet via Amp-Modeling die 16 legendärsten / geilsten Marshall-Amps oder - Pedale in der Vorstufe, denen jedoch neue Namen zugewiesen wurden, warum auch immer. In der Bedienungsanleitung wird man dann fündig. Ich spiele als verzerrten Rhythmus-Sound die “15. Classic”, was der folgenden Kombination entspricht: Bluesbreaker II + JCM2000 DSL100. Dazu “britische” Gain- und EQ-Stellung, also Vollanschlag nach rechts. Geilomat! Nach der Vorstufe tun 2 EL34-Röhren ihr übriges, um für den nötigen Drive zu sorgen. Die 50 Röhren-Watt reichen völlig aus, glaubt mir (habe den Master auf max. 12Uhr stehen, also ca. 50% der verfügbaren Leistung). Für Soli benutze ich den gleichen Grundsound, peppe den jedoch mit etwas Flanger und Delay auf. Für Clean-Sounds ist die “3. Classic” zuständig, was dem JMP-1 entspricht. Für etwas atmospärischere Klänge ebenfalls etwas Flanger und Delay dazu. Tja, beide Male die “Classic”-Variante, welch ein Zufall... Warum ich, obwohl die Kiste wesentlich mehr kann, aber nur ca. 10% davon nutze, erfahrt Ihr weiter unten.
(oben) Pedalboard Behringer PB600 bestückt mit: Line 6 Relay G50 Receiver, Behringer Ultra Shifter, Electro Harmonix MEL 9, MRX Kompressor und Korg Pitchblack Tuner. Davor: Marshall PEDL1004-6-fach-Schalter und Electro Harmonix Switchblade. Bestückt mit dem Line6 Relay G50 wireless Receiver und Behringer Ultrashifter/Harmonist, ist der Gitarrensound „abgesegnet“. Den 6-fach-Schalter habe ich aus Platzgründen „outgesourced“ und wähle damit via 1-4 direkt die o.g. Sounds an, d.h. ich nutze das Topteil und den Fußschalter im sogenannten Switch-Store-Modus (”für Puristen” lt. Marshall-Website), der 4-kanalig arbeitet und im Prinzip die Einstellmöglichkeiten des Frontpanels am Topteil ermöglicht. Machbar wäre auch, 28 editierte Sounds abzurufen oder komplett via Midi zu arbeiten. Für die Mucke von King Leoric defintiv keine Option. Wir spielen bekanntlich ja nur 3 Sounds: Clean, laut und Scheisslaut. :-) (ok, ich hab 4 Sounds, da ich dort, wo es passt, noch ein bisserl Atmosphäre im Clean-Sound dazu nehme). Taster Nr.5 schaltet den Effektweg ein/aus und das ist der   erste   Clou : Hier hängt nämlich die grüne Behringer- Kiste dran, die ich im harmonized Pitch-Shifter-Modus benutze (meistens die Terz nach oben). Für schlappe EUR40 liefert das Teil nen prima Sound, einziger Nachteil ist bzw. wäre   die Einschaltverzögerung/Knacken. Diese umgehe ich dadurch, dass die Kiste immer eingeschaltet ist und ganz simpel über das Schalten des Effektweges am Amp dazu genommen wird. Dieser funktioniert nämlich in Echtzeit und “geräuschlos”. Fußpedale, die das liefern, kosten aber weitaus mehr als die o.g. EUR40 und erst recht die, die “harmonized Pitch-Shifting” bieten. Daher: Vor jedem Song die gewünschte Tonart/Intervall einstellen, was in wenigen Sekunden machbar ist, und los geht es. King Leoric ist dadurch übrigens auch vermutlich die einzige Band, die Metallica’s “Creeping death” am Ende mit Rhythmus-Gitarre plus quart-versetzte 2-stimmige Lead-Gitarre spielt. Anfang 2012 gab es nicht viele Topteile in der Preisklasse unter EUR700, die eine solche Steuerung zuließen und das ist auch die Erklärung, warum ich das, im Prinzip überdimensionierte, JMD:1 spiele. Einzige andere Möglichkeit wäre gewesen, ein wesentlich teureres Fußpedal (ca. EUR400) plus ein nur unwesentlich günstigeres Topteil zu nehmen, was in der Summe insgesamt mehr gekostet hätte. Zu dem RelayG50 muss ich nichts mehr groß sagen: Digitales Wireless- System für optimalen Sound/Reichweite beim kabellosen Spielen und überall erlaubt (auch nach 2015), da es auf dem 2,4Ghz-Band arbeitet in 24-Bit-Qualität (CD: 16Bit). So, nun kommt der   zweite   Clou , nämlich das ELECTRO HARMONIX MEL9 TAPE REPLAY (s.o.) Dieses Teil emuliert analog in Echtzeit (!!!) das legendäre Mellotron aus den 70ern (googeln!). Am Aux-Ausgang des RelayG50 liegt das Clean-Signal der Klampfe konstant an und wird durch den MXR-Compressor verdichtet und angehoben, bevor es durch das MEL9 geschickt wird. Der Effect-Out des MEL9 schickt das reine emulierte Signal, z.B. „Orchestra“, „Low Choir“ oder „High Choir“ (mein Fave) in die PA und schon hat man beim Aktivieren des Switchblade (der gibt das Signal frei) zusätzlich zur Gitarre den Keyboard-Teppich. Glaubt Ihr nicht? Hört selbst! Zu guter Letzt der Korg Pitchblack-Tuner, der an den DRY-Out des MEL9 angeschlossen ist und mir somit stets das aktuelle Tuning anzeigt. Schalte ich meinen Line6-Sender „stumm“, liegt immer noch das Signal am Aux-Out des Line6-Receivers an, d.h. lautloses Stimmen ist genauso möglich wie reines Mellotron-Spielen, je nachdem ob der Switchblade das Signal durchschaltet oder blockt. Danke an Marvin an dieser Stelle für den Korg-Tuner und den MRX-Kompressor! Brothers of Metal!
(li.) Behringer BG412H (4x12”er-Gitarrenbox, 400W) Zwei Dinge beeinflussen den Gitarrensound maßgeblich: 1. die Gitarre (Klangerzeugung) 2. die Box (Klangwiedergabe). Präzise Wiedergabe von schnellen Attacks bei HighGain-Sounds bekommt man nur durch extrem hart aufgehängte Lautsprecher. Das erfordert starke Dauermagneten, was wiederum bedeutet: hohes Gewicht. “Viel hilft viel” heißt es somit nach wie vor bei Lautsprechern. Dank der 4 Jensen- Speaker in dieser Box alles kein Problem...
(re.) Laney CubCab (2x12”, 100W) Zeit und Platz hat man live selten, daher ist dies meine “Reise”-Box. Leichte 14kg, ausgewogener Klang. Beides dank/trotz Sperrholzgehäuse (kein Scherz). Die dadurch ermöglichten schweren Speaker von H&H sind absolut tauglich und durch die offene Rückwand bekommt man auch einen entsprechend offenen, gut zu kontrollierenden Sound. Vielleicht etwas weniger Attack als die Behringer- Box, aber bei Mikro-Abnahme und Verstärkung durch die PA kaum zu merken.
Fazit: Mein Live-Setup wiegt in der Summe gerade mal knappe 32kg (Topteil, Box, Pedalboard), kann von einer Person alleine bewegt und aufgebaut werden und ist in max. 5 Min. am Start. Weder die Sound-Techniker noch Zuschauer/-hörer haben jemals über meinen Sound gemeckert. Meistens heißt es beim Sound- oder Line-Check nach 30 Sek.: “Alles klar, passt...”